Im Klimaschutzkonzept wurden die technischen Potenziale für die einzelnen Erneuerbaren Energien Technologien ermittelt. Als Bezugsjahr wurde 2009 festgesetzt. Die Ergebnisse können Sie hier nachlesen: Potenziale von Erneuerbaren Energien im Landkreis Marburg Biedenkopf (6 MB).
Für die Erstellung des Masterplans 100% Klimaschutz wurden diese Potenziale nochmals validiert. Aufgrund der vorhandenen Potenziale wurde ein Szenario erstellt. Im Szenario wurde eine 100 % EE-Versorgung mit auf 50 % reduziertem Endenergiebedarf entworfen.
Die Abbildung veranschaulicht, dass die zukünftige Mobilität im Landkreis entweder aus biogenen Trägern stammt (Biogas/Bio-Methan, Pflanzenöle, Ethanol) oder aus Strom resultiert, welcher wiederum indirekt aus Bioenergie (Strom aus mit Bioenergie bezogener Kraft-Wärme-Kopplung) oder aus den fluktuierenden Erneuerbaren Energien Wind und Solar (ggf. auch über Speicher) erzeugt wird.
Der Strombedarf wird vollständig auf Basis von Erneuerbaren Energien erzeugt und im Wesentlichen von Wind und Sonne bereitgestellt.
Vielschichtiger ist die Situation bei Wärme. Die Prozesswärme (höher als 100°C) stammt überwiegend aus Strom und zum Teil aus Biomasse des Landkreises. Da die Fläche und damit das Bioenergiepotenzial begrenzt ist, gilt es diese sinnvoll auf die Bedarfe von Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), Mobilität und Prozesswärme aufzuteilen. Hierbei gilt im Wesentlichen, dass die Exergie, die der Brennstoff bietet, für die Exergienachfrage aus den Bereichen von Hochtemperatur-Prozesswärme und Mobilität verwendet wird. Die Raumwärme wird überwiegend von Solarthermie und Abwärme (z. B. aus industriellen Prozessen), zum Teil aus KWK insbesondere von Biogasanlagen, sowie über Strom (Wärmepumpen) gedeckt.
Die Abbildung zeigt für verschiedene Energiequellen die jährlich nutzbare Energie.
Es werden für die jeweiligen Energiequellen unterschiedliche Entwicklungen angenommen, so erhöht sich die Jahres Erzeugung aus für Windenergie maßgeblich innerhalb von zwei Zeitfenstern, während für alle anderen Energiequellen die ein exponentieller Anstieg angenommen wird, der in einer Sättigung ausläuft.
Im Bereich der Haushalte und der Industrie/Gewerbes wird der Strombedarf sinken, allerdings wird sich der Strombedarf in anderen Bereichen erhöhen. Ausschlaggebend für den höheren Strombedarf ist die Umstellung auf Erneuerbare Energien. In Bereichen die zurzeit hauptsächlich durch fossile Brennstoffe abgedeckt sind, wird in Zukunft überwiegend Strom als Energiequelle eingesetzt werden müssen, da nicht ausreichend Bioenergie zur Verfügung steht. Die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien wird weiter ausgebaut und wird in 2050 den Strombedarf mindestens decken.
Die 2050 produzierte Strommenge von 2.369 GWh wird etwa zur Hälfte zur Deckung von Prozesswärme, für Wärmepumpenbetrieb und E-Mobilität benötigt und zur anderen Hälfte für den reduzierten traditionellen Bedarf (z. B. Haushaltsstrom). Die Nutzung von Abwärme und der Einsatz von KWK wurden umfassender und konsequenter als wesentliche Energieeffizienz und -einsparmaßnahmen unterstellt.
Zur Deckung des Energiebedarfs
Hierbei werden 2050 nicht alle im Landkreis vorhandenen EE-Potenziale ausgeschöpft.
Es könnten also weitere EE-Anlagen errichtet werden, was beispielsweise im Falle von Versorgungsnotwendigkeiten für Großstädte (z. B. Verkauf durch eigene Strommarke) oder für größere Speicherlösungen (Transformationsverluste für dauerhafte Bedarfsdeckung) notwendig sein könnte und v. a. regionale Wertschöpfung für den Landkreis schaffen kann.